DR. BERND WEIL TRIFFT PLAYBOY ROLF EDEN!

Eden, Rolf / Dörfler, Peter: Immer nur Glück gehabt. Wie ich Deutschlands bekanntester Play­boy wurde. Verlag Bastei Lübbe, Köln 2012, geb. mit zahlreichen Abb., 254 S., ISBN: 978-3-785-72457-6

Ein Playboy ist ein Playboy, ist ein Playboy!? – Bei Rolf Eden weit gefehlt! Das Bild, das die Me­dien uns von einer Person zu vermitteln versuchen, entspricht nur selten bis nie der Realität. “Deutschlands bekanntesten Playboy” scheinen wir alle zu kennen. Umso wichtiger ist die jetzt er­schienene Biografie “Immer nur Glück gehabt”, bei der ihm der Regisseur des Films “Big Eden” Peter Dörfler kräftig unter die Arme griff.

Rolf Shimon Eden wurde am 6. Februar 1930 in Berlin-Tempelhof als Rolf Sigmund Sostheim in eine jüdische Container-Fabrikantenfamilie geboren. Nach “Herrn Hitlers Machtergreifung” (S. 9) wanderten die Eltern mit ihren zwei Söhnen Rolf und Gert (geb. 1932) ins damals britisch besetzte Palästina in die Hafenstadt Haifa aus. Als Unternehmer ging der Vater 1936 mit einem Kaffeehaus in Haifa pleite, wurde Taxifahrer zwischen Haifa und Tel Aviv und später Chefeinkäufer für ein großes Hotel in Haifa.

Der heute 82jährige “Lebemann” mit den zu langen blonden Haaren begann sein Leben also so gar nicht glamourös. Schon mit 14 Jahren verließ er nach einigen “Ehrenrunden” und Querelen die Schule in Haifa und verdiente sein Geld als mittelmäßiger Akkordeonspieler. Später lernte er noch Klarinette und Saxophon. Schon in diesem Alter verlor er seine Unschuld an die etwa dreißig Jahre alte sehr hübsche Leah, die er mit seinem Vater teilte und die als Zimmermädchen im Hotel Eden arbeitete, das Rolfs El­tern 1939 von den Großeltern übernahmen. Hier beobachteten die Jungs re­gelmäßig mit ihren Freunden die Gäste in ihren Zimmern heimlich beim “Liebemachen” (S. 18).

Im Jahr 1947 starb Edens Vater mit Mitte 50 an einer Gehirnblutung (seine Mutter einige Jahre später bei einem Autounfall). Der jetzt 17jährige Rolf gab sich einen Künstlernamen und nannte sich fortan nach dem Hotel Rolf Eden. – Als am Freitag, dem 14. Mai 1948, der Staat Israel von David Ben Gurion “kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und auf­grund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung” in Tel Aviv gegründet wurde, erklärten noch in der Gründungsnacht Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem kleinen neuen Staat den Krieg. Statt bei der Haganah, der regulären Armee, meldete sich Shimon Eden im ersten arabisch-israelischen Krieg, der bis Juli 1949 dauern sollte, beim fünften Regiment der Pal­mach, einer Art Eliteeinheit, die unter dem Befehl des späteren, 1995 ermordeten israelischen Mi­nisterpräsidenten Jitzchak Rabin stand. In einem Armeezelt zeugte Eden in dieser Zeit mit der Krankenschwester Dora (“Dori”) das erste seiner sieben Kinder (Tochter Irit, heute 62) und erkannte, wie er sich die Damenwelt erobert. Dori war – entgegen anders­lautenden Boulevardmeldungen – die ein­zige Frau, mit der Rolf Eden für einige Jahre zur mate­riellen Absicherung verheiratet war (vgl. S. 30).

Nach der Militärzeit zog Rolf Eden 1949 nach Paris und verdiente sein Geld mühsam als Barpianist. – Als er im “Café Select” 1956 in einer Zeitung las, dass jeder im Ausland lebende Berliner nach sei­ner Rück­kehr in das immer noch stark zerstörte West-Berlin sage und schreibe 6.000,- DM als Startgeld er­halte, ließ er sich die­ses verlo­ckende Angebot nicht entgehen “und stieg in den nächsten Zug nach Ber­lin” (S. 57). Da­mals musste ein Arbeiter für diese Geldsumme rund zwei Jahre (!) arbeiten.

In Berlin wurde Eden mit dem Geld, das er mit Verzögerung erhielt, schnell zum “Playboy Number One” oder zum “peinlichsten Berliner”, wie er sich gerne selbst nennt oder nennen lässt. Bereits am 10. März 1957 eröffnete er in der Nestorstraße 7 / Ecke Kurfürstendamm seinen ersten Nachtklub: den “Eden-Saloon”, auch “Old Eden” genannt. Bald prägte er die Berliner Nachtklubszene der 1950er und 1960er Jahre. Nach dem “New Eden”, dem “Eden-Playboy-Club” mit berühmt-berüchtigtem Swim­mingpool und dem Varieté “Schlüsselloch” folgte im Jahr 1967 sein bekanntestes und bei Touristen je­den Alters begehr­testes Etablissement: das “Big Eden”, eine Diskothek, die Rolf Eden 2002 verkaufte. Daneben besaß er noch das “Blue Tattoo” und das “Eden-Theater” (seit 1969), das später Peter Stein übernahm. Zum “König der Berliner Nacht” kamen sie alle gern, um zu sehen, aber vor allem um gese­hen zu werden: Curd Jürgens, Mario Adorf, Charles Aznavour, David Ni­ven, Ella Fitzgerald, Gerry Mulligan, Billy Wilder, Mia Farrow, Mick Jagger und die “Stones”, Roman Polanski, Eddie Constan­tine, Jayne Mansfield, Klaus Kinski, Christian Anders, Drafi Deutscher, Udo Jürgens, Senta Berger und viele, viele mehr. Ingrid Steeger und Ursula (“Uschi”) Buchfell­ner entdeckte der “ewige Playboy”, machte den Striptease salonfähig, kreierte Misswahlen, beschäftigte als erster DJs und provozierte durch seinen Lebensstil.

“Deutschlands bekanntester Playboy” spielte seit 1959 als Schauspieler in 36 Filmen mit (z. B. 1962 als kleiner Gangster in “Das Testament des Dr. Mabuse” mit Gert Fröbe), wobei ihn der häufige Trash-Charakter der dargestellten Story keineswegs störte. – “Immer nur Glück gehabt”, das scheint auch für Edens Immobilientätigkeiten seit 1977 zu gelten, besitzt er doch heute immer­hin 14 Mietshäuser in Berlin mit insgesamt rund 800 Wohnungen. Nachtklubs und Diskotheken be­sitzt die et­was angestaubte Kultfigur vergangener Tage heute nicht mehr.

Das stellenweise in etwas ungelenkem, aber dennoch gut lesbarem Stil verfasste Buch zeigt uns einen Menschen mit viel mehr Facetten, als lediglich der mehr oder weniger charmante “Boulevard-Liebling” aus Berlin zu sein. Zu einer dauerhaften Beziehung zum anderen Geschlecht war Eden nie fähig. Sobald seine jeweilige Partnerin schwanger wurde, war er gleich wieder weg. Ein Playboy und eine schwan­gere Frau: Das geht ja gar nicht! Das erklärt jedenfalls, warum Rolf Eden sieben Kinder (eine Tochter und sechs Söhne) von sieben Frauen hat.

Das skurrilste Angebot, das der heute in Berlin-Dahlem in einem Flachdach-Bungalow lebende Eden an die Frauenwelt je gemacht hat, ist die testamentarisch verfügte “Prämie” von 250.000,- Euro für die Dame, auf der Rolf beim Sex sterben sollte. – Meine Damen, strengen Sie sich also an, wenn Ihnen des Nachts auf dem Berliner Ku’­damm ein schwarzes Rolls-Royce-Cabriolet mit dem markanten Kennzei­chen B – RE 6000 (früher: B – E 8091) auf seiner “Cruising-Tour” begegnet und bedenken Sie: Blondi­nen bevorzugt!

Dr. Bernd A. Weil

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